Eine Biokiste klingt erst einmal genial: Frisches Bio-Gemüse direkt an die Haustür geliefert, ohne Supermarkt-Stress. Aber wie bei allem gibt es auch hier ein paar Haken. Lass uns ehrlich über die Schattenseiten der Biokiste sprechen – denn nur wer beide Seiten kennt, kann eine gute Entscheidung treffen.
Der Preis schlägt ins Portemonnaie
Seien wir ehrlich: Biokisten sind nicht günstig. Im Schnitt zahlst du etwa 20 Prozent mehr als im Bio-Supermarkt (Studie von N-TV).Eine durchschnittliche Biokiste kostet zwischen 15 und 25 Euro, manchmal sogar mehr. Wenn du zum Beispiel bei einem Berliner Anbieter Bio-Lauch bestellst, zahlst du 3,10 Euro – im Bio-Markt kostet das gleiche Gemüse nur 2,49 Euro (Stand 07/2025). Diese Mehrkosten entstehen durch den aufwendigen Lieferservice und die individuelle Verpackung.
Besonders für Familien mit knappem Budget kann das schnell zum Problem werden. Vier Euro Aufschlag bei einer 16-Euro-Kiste sind schon eine ordentliche Summe, die sich über das Jahr hinweg richtig summiert.
Deine Flexibilität leidet
Mit einer Biokiste gibst du ein Stück Kontrolle über deinen Einkauf ab. Du bekommst das, was gerade Saison hat – nicht unbedingt das, was du gerade brauchst. Im Winter landen oft Sellerie, Rote Bete und Kürbis in der Kiste, auch wenn du vielleicht lieber Zucchini und Tomaten hättest.
Viele Kunden berichten, dass immer wieder Gemüse dabei ist, das sie nicht mögen oder nicht richtig verwerten können. Dies führt dann dazu, dass Lebensmittel im Müll landen – ziemlich ironisch für ein nachhaltiges Konzept.
Planungsaufwand und Lagerprobleme
Eine Biokiste zwingt dich zur Planung. Du musst wissen, wann du zu Hause bist, brauchst Platz zur Lagerung (unsere Tipps zur Lagerung findest Du hier) und musst das Gemüse zeitnah verarbeiten. Gerade in stressigen Zeiten kann das zur Belastung werden.
Die Lagerung ist oft komplizierter als gedacht. Verschiedene Gemüsesorten brauchen unterschiedliche Bedingungen – Kartoffeln mögen es dunkel und kühl, Tomaten sollten nicht in den Kühlschrank. Ohne den richtigen Lagerplatz wird das Gemüse schnell schlecht.
Vertragliche Bindungen und Kündigungsfristen

Obwohl viele Anbieter mit Flexibilität werben, bist du oft an Bestellfristen und Mindestlaufzeiten gebunden. Bei manchen Anbietern musst du eine Woche im Voraus kündigen, andere haben Schnupperangebote mit vier verbindlichen Lieferungen.
Vergisst du rechtzeitig abzusagen, kommt die Kiste trotzdem – auch wenn du gerade im Urlaub bist oder keine Zeit zum Kochen hast.
Umweltbilanz ist nicht immer grün
Auch wenn Biokisten als umweltfreundlich beworben werden, ist die CO2-Bilanz nicht automatisch besser. Die Lieferfahrzeuge legen pro beliefertem Haushalt durchschnittlich 2,2 Kilometer zurück. Nur wenn du als Kunde mindestens 2,2 Kilometer Autofahrt für deinen eigenen Einkauf einsparst, ist die Umweltbilanz positiv – was nicht immer der Fall ist.
Nicht alles in der Biokiste ist regional. Untersuchungen zeigen, dass nur etwa ein Drittel der Produkte aus der näheren Umgebung stammt. 60 Prozent kommen von Höfen, die über 100 Kilometer entfernt sind – manchmal sogar aus dem Ausland.
Verpackung: Weniger Plastik, aber nicht verpackungsfrei
Zwar verwenden Biokisten-Anbieter oft weniger Plastik als Supermärkte, aber komplett verpackungsfrei ist auch die Biokiste nicht. Empfindliche Produkte wie Beeren oder Salate kommen trotzdem in Verpackungen. Die beworbenen „kompostierbaren“ Verpackungen dürfen meist gar nicht in den Biomüll und landen letztendlich in der Müllverbrennung.
Qualität schwankt
Die Frische kann leiden, besonders bei längeren Lieferwegen. Manche Kundinnenerzählen uns, dass das Gemüse nicht mehr „taufrisch“ ist, wenn es ankommt. Bei regionalen Anbietern ist das weniger ein Problem, aber bei überregionalen Lieferungen kann die Qualität durchaus schwanken.
Eingeschränkte Saisonalität
Im Winter wird das Angebot deutlich eintöniger. Während du im Sommer eine bunte Vielfalt bekommst, dominieren in den kalten Monaten Kohl, Rüben und Lagergemüse. Wer das ganze Jahr über Abwechslung möchte, muss dann doch wieder zum Supermarkt.
Lust auf Bio-Gemüse und Obst, frisch vom Erzeuger? Bei uns findest du das größte Verzeichnis von Biokisten und Bio-Onlineshops und Hofläden.
Fazit: Nicht für jeden das Richtige
Biokisten haben durchaus ihre Berechtigung und viele zufriedene Kunden. Aber sie sind kein Wundermittel und nicht für jeden Lebenstyp geeignet. Wer flexibel bleiben, Kosten sparen oder selbst entscheiden möchte, was auf den Tisch kommt, ist mit dem klassischen Einkauf oft besser beraten.
Bevor du dich für eine Biokiste entscheidest, überlege ehrlich: Passt das wirklich zu deinem Leben? Hast du Zeit und Lust auf Meal-Planning? Kannst du dir die Mehrkosten leisten? Und bist du bereit, auch mal Gemüse zu essen, das nicht auf deinem Wunschzettel steht?
Die Biokiste ist ein tolles Konzept – aber nur, wenn sie zu dir und deinem Alltag passt. Lass dich nicht vom grünen Marketing blenden, sondern treffe eine bewusste Entscheidung basierend auf deinen echten Bedürfnissen. Lies hier, für wen sich eine Biokiste eignet.